Gerda Jo Werners Wirken soll in Erinnerung bleiben – Entscheidung über Ehrengrab steht an


Die Oberurselerin Gerda Johanna „Jo“ Werner war die einzige Frau, die jemals auf einer deutschen Münze zu sehen war. Auf allen 50-Pfennig-Stücken, die seit ihrer Erstausgabe 1949 und bis zur Einführung des Euros am 1. Januar 2002 in Umlauf kamen, war sie abgebildet. Ihrem Mann, dem Künstler Richard Martin Werner, stand sie Modell für seinen Entwurf, den er 1948 erfolgreich bei einem Gestaltungswettbewerb der Bank deutscher Länder einreichte. Die Aufgabe der Bank war es, die Währungsreform in den Westzonen Deutschlands umzusetzen.

Das Motiv zeigt eine Frau, die am Boden kniet und einen Eichensetzling in den Händen hält. Es erinnerte an die „Kulturfrauen“, die nach dem Zweiten Weltkrieg riesige Kahlflächen in Wäldern aufforsteten. Der Leistung der Kulturfrauen wurde mit der Abbildung auf der 50-Pfennig-Münze ein Denkmal gesetzt. Damit symbolisiert das Motiv den Wiederaufbau Deutschlands.

Am 14. Februar 1950 kam die Münze in Umlauf, der Künstler Richard Martin Werner konnte sie selbst nie in seinen Händen halten, da er am 2. Oktober 1949 verstarb. Um ihn als bekannten Bildhauer zu würdigen, wurde 1992 in Oberursel der „Richard-Werner-Weg“ nach ihm benannt.

Gerda Jo Werner, die ab 1937 in Oberursel wohnte, war Künstlerin, malte Aquarelle, später Ölbilder, und stellte in Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Hannover und Paris aus. Über Jahrzehnte hinweg war sie als Kunstlehrerin und Dozentin an der Gesamtschule Oberursel, der Feldbergschule und der Volkshochschule tätig. Ihre letzte Ruhestätte fand Gerda Jo Werner nach ihrem Tod am 14. August 2004 auf dem Alten Friedhof in Oberursel in einer gemeinsamen Ruhestätte mit ihrem Mann.

Durch ihr Bildnis auf der 50-Pfennig-Münze wurde Gerda Jo Werner bundesweit bekannt. 1994 wurde ihr anlässlich ihres 80. Geburtstages die Ehrenmedaille der Stadt Oberursel (Taunus) in Anerkennung ihres beruflichen Schaffens und ihres künstlerischen Wirkens verliehen. Noch heute ist sie vielen Oberurselerinnen und Oberurselern in positiver Erinnerung.

Seit 2021 gibt es einen Stadtverordnetenbeschluss, dass Gräber, deren Nutzungsdauer aus­laufen, zeitig vor deren Räumung an die Gremien sowie das Stadtarchiv und die Heimat­kundevereine gemeldet werden. Diese prüfen ein begründetes öffentliches Interesse an der Erhaltung einzelner Grabstätten. Damit soll erreicht werden, dass nicht versehentlich stadt­historisch bedeutsame Gräber abgeräumt werden.

Im Zuge der diesjährigen Information gab es sowohl aus dem Magistrat als auch aus dem Ortsbeirat Rückmeldungen zur besonderen Bedeutung von Gerda Jo Werner. Es wurde beschlossen, die Umwidmung in ein Ehrengrab vor dem Hintergrund der hierfür festgesetzten Kriterien zu prüfen. Dazu gehören hervorragende Verdienste um die Stadt Oberursel oder ein überragendes Lebenswerk auf politischem, künstlerischem, kulturellem, wissenschaftlichem, wirtschaftlichem oder sozialem Gebiet. Das weit überragende Lebenswerk sollte durch eine Auszeichnung oder Preisverleihung von zumindest überregionaler Bedeutung dokumentiert sein. Hinzukommen sollte eine nachhaltige bzw. prägende Wirkung des Schaffens der Persönlichkeit.

„Wir als Dezernentin und Dezernenten sind uns darin einig, dass die Stadt an die herausragende Bedeutung von Gerda Jo Werner und ihren Platz in der bundesrepublikanischen Geschichte weiterhin erinnern will und wird“, machen Bürgermeisterin Antje Runge und Erster Stadtrat Christof Fink deutlich. Über die Zuerkennung eines Ehrengrabs wurde wie beschrieben bereits im Magistrat diskutiert, dabei kam auch die Möglichkeit der Benennung einer Straße zur Sprache. Aktuell werden in der Verwaltung die erforderlichen Unterlagen geprüft und der entsprechende Beschluss vorbereitet.

Der Magistrat wird voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung im April darüber entscheiden, ob Gerda Jo Werner ein Ehrengrab zuerkannt wird.

 

 

Antje Runge                                       Christof Fink

Bürgermeisterin                                Erster Stadtrat