„Wasser im Wald halten“ – Oberursel geht den Hochwasserschutz aktiv an


Oberursel/Käsbachtal. Der Hochwasserschutz ist aufgrund des Klimawandels hoch aktuell und wird in Oberursel prioritär mit allen Kräften angegangen. Die ersten Sofortmaßnahmen waren die Verstärkung des Wasserrückhaltes im Stadtwald und im Wald in Oberstedten sowie die partielle Optimierung im Kanalsystem Bommersheim. Derzeit haben umfangreiche Bauarbeiten in der Achse Stierstadt/Weißkirchen zum Hochwasserschutz für die Oberurseler Bürgerinnen und Bürger begonnen. Im Käsbachtal wird ein erstes großes Regenrückhaltebecken gebaut. Weitere Maßnahmen werden folgen.

Bürgermeisterin Antje Runge und Erster Stadtrat Jens Uhlig machten sich vergangenen Dienstag ein Bild vor Ort. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem BSO haben sie die Weichen gestellt, den nachhaltigen Schutz vor Gefahren durch Starkregen und Hochwasser durch lokale Maßnahmen entlang der Bachläufe entgegen zu treten.  Sie zeigten sich beeindruckt von den entstandenen Retentionsräumen sowie den vielfältigen Maßnahmen zum Rückhalt unkontrollierten Oberflächenwassers im Falle eines Starkregens im Wald: Mulden, Durchlässe, kleine Teiche, Bieberdämme etc. – Alle Maßnahmen dienen dem Schutz der Siedlungsgebiete vor Überschwemmungen, dem Schutz der Waldwege vor Ausspülung, der Entlastung der Kanalisation, der besseren Verteilung von Oberflächenabfluss im Wald, um Fließwege zu verlängern, den Wasserabfluss Richtung Siedlungen zu verlangsamen oder zu einem großen Teil durch Versickerung im Wald zu halten. „Die Schaffung von Wasserrückhaltemulden und dem nun entstandenen Retentionsbecken im Käsbachtal, welches 2.000 Kubikmetern Wasser bei einem Starkregenereignis im Wald zurückhalten kann, zeigt, wie wichtig nachhaltige und vorbeugende Hochwasserschutzmaßnahme für Oberursel sind. Die Starkregenereignisse im August des letzten Jahres und im Mai dieses Jahres haben gezeigt, dass wir handeln müssen. Und dieses tun wir zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger. Außer den kommunalen Maßnahmen ist darüber hinaus der private Schutz von Hauseigentümern wichtig“, so Bürgermeisterin Antje Runge.

Sobald die eigentumsrechtlichen Fragen geklärt sind, sollen auch in Weißkirchen weitere Maßnahmen kurzfristig umgesetzt werden“ berichtet der Erste Stadtrat Jens Uhlig von den weiteren Planungen.

Nachdem im Frühjahr dieses Jahres der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Bau & Service Oberursel (BSO), Michael Maag, in den Ortsbeiräten umfangreiche Pläne zum kommunalen Hochwasserschutz vorgestellt hatte und das Vorgehen gemeinsam mit der Abteilung Nachhaltigkeit der Stadtverwaltung als dauerhaftes Projekt aufgesetzt wurde, konnte Anfang September in der Achse Stierstadt/ Weißkirchen direkt nach Ende der Brut- und Setzzeit mit den Baumaßnahmen begonnen werden: Im Käsbachtal wird seitdem in enger Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde ein erstes, großes Retentionsbecken gebaut. Im Falle eines Waldbrandes während der Sommermonate kann dieser Wasserspeicher der Feuerwehr auch als Löschwasser dienen. Das in den Rückhaltebecken verbleibende Oberflächenwasser fließt dann nicht mehr in das Stadtgebiet, sondern verbleibt im Wald und versickert vor Ort. Sind die Becken voll, gibt es Überläufe, die das Wasser in der Waldfläche verteilen, statt es in die Siedlungen fließen zu lassen. So leistet diese Maßnahme einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz der Bürgerinnen und Bürger Oberursels vor unkontrolliertem Oberflächenabfluss. Gleichzeitig fördert die Vor-Ort-Versickerung die Regeneration des Grundwasserhaushalts. Die zusätzlichen Feuchtgebiete bereichern außerdem die Entwicklung einer großen Biodiversität: Für Amphibien, Kleinsäuger, aber auch Rotwild sind solche Bereiche wertvolle Rückzugsorte. Vor diesem Hintergrund werden die Bereiche um die Retentionsbecken als „Wildtierruhezone“, zu denen der Zutritt nicht erlaubt ist. Luis Kriszeleit, Bereichsleiter Forst- und Jagdwesen des BSO, erklärt: „Die Teiche entstehen auf Kalamitätsflächen (ehemaliger Fichtenbestand) oder auf Wildwiesen, wo ausreichend Platz vorhanden ist und ein Wasserzufluss fast ganzjährig aus dem Grabensystem der Forststraßen gegeben ist.“ Bereits Ende vergangenen Jahres wurde im Forst damit begonnen, Muldennetze aufzubauen. Mittlerweile wurden 14 kleine Regenrückhaltebecken mit einem Gesamtvolumen von gut 3.500 Kubikmetern angelegt.

Die intensive Zusammenarbeit zwischen dem BSO, der Abteilung Nachhaltigkeit in der Stadtverwaltung, den Behörden des Hochtaunuskreises sowie der Feuerwehr war hierbei entscheidend, um eine optimale Planung und Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten.

Das Rückhaltebecken ist eines von vielen umfangreichen Vorhaben zum Hochwasserschutz, die Stadt und BSO gemeinsam durchführen. Ein weiteres Rückhaltebecken (ca. 2000 Kubikmeter) wird aktuell gebaut, bevor im Käsbachtal eine letzte Maßnahme im Tal (ca. 1500 Kubikmeter) durchgeführt wird. So lange die Wetterbedingungen es zulassen, werden BSO und Stadt mit Hochdruck die Umsetzung weiterer Hochwasserschutzmaßnahmen vorantreiben.

 

 

Antje Runge                                       Jens Uhlig

Bürgermeisterin                               Erster Stadtrat


Foto v.l.n.r.: Klimaanpassungsmanagerin Nha-Yong Au, Betriebsleiter BSO Michael Maag, Luis Kriszeleit, Bereichsleiter Forst- und Jagdwesen, Bürgermeisterin Antje Runge und Erster Stadtrat Jens Uhlig

Quelle: Stadt Oberursel