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Stadt investiert in Qualität – Beitragssatzung wird sozial ausgewogen gestaltet
Die Stadt Oberursel setzt weiterhin Maßstäbe in der frühkindlichen Bildung – mit modernen pädagogischen Konzepten, gut ausgebildetem Personal und einem hohen Qualitätsanspruch in allen Betreuungseinrichtungen. Um diesen Weg auch angesichts steigender Kosten nachhaltig fortsetzen zu können, wird die Satzung zur Erhebung von Elternbeiträgen für Kindertagesstätten zum 1. Januar 2026überarbeitet. Ziel ist es, die Finanzierung zukunftssicher zu gestalten, soziale Ausgewogenheit zu gewährleisten und Familien planbare Rahmenbedingungen zu bieten.
Investition in Qualität: 160-Stunden-Qualifizierung stärkt beispielhaft Betreuungsteams
Ein zentrales Beispiel für die Qualitätsentwicklung ist das städtische Qualifizierungsprogramm für neue Fachkräfte: Von Januar bis Juni 2025 haben 17 Betreuungskräfte in städtischen Kitas erfolgreich an einer praxisnahen Weiterbildung teilgenommen, die ihnen den Einstieg in die pädagogische Arbeit ermöglicht. Die berufsbegleitende „160-Stunden-Qualifizierung“ wurde gemeinsam mit dem Bildungsträger NEST-WERK e. V. entwickelt und von der städtischen Fachberatung Pädagogik kompetent begleitet. Behandelt wurden zentrale Themen wie Entwicklungspsychologie, Kinderschutz, Bildungsprozesse, Partizipation und Inklusion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus unterschiedlichen Berufsfeldern stammen, unterstützen nun als „Kita-Fachkräfte zur Mitarbeit“ die multiprofessionellen Teams in den städtischen Einrichtungen.
Haushaltsziel 2026 erfordert neue Beitragssatzung
Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 3. April 2025 wurde der Magistrat beauftragt, die Beitragssatzung zur Kinderbetreuung grundlegend zu überarbeiten. Für den städtischen Haushalt 2026 sind zusätzliche Mehreinnahmen von 700.000 Euro eingeplant, um das Niveau der Betreuungsangebote trotz gestiegener Personal- und Sachkosten zu sichern.
Die Stadt Oberursel investiert bereits seit Jahren umfangreich in die Qualität ihrer Kinderbetreuung – insbesondere in Fachberatung, Personalentwicklung, Inklusion und Sachausstattung. Diese Qualität erfordert Ressourcen. Frühkindliche Bildung ist damit nicht nur eine freiwillige Leistung der Kommune, sondern auch ein wesentlicher Standortfaktor, der durch kluge, faire Finanzierung gesichert werden muss.
Finanzielle Stabilität und soziale Gerechtigkeit
Ziel der Überarbeitung ist es, die finanzielle Stabilität der Kinderbetreuungseinrichtungen langfristig zu gewährleisten und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit zu berücksichtigen. Oberursel verfolgt das Ziel, mittelfristig rund ein Drittel der tatsächlichen Betreuungskosten über Elternbeiträge zu finanzieren – aktuell liegt der Deckungsgrad beispielsweise bei Krippenplätzen bei lediglich rund 14 Prozent. Zum Vergleich: Die Gesamtkosten für einen Krippenplatz liegen um 2.500 Euro pro Monat.
Beteiligung durch Dialog mit Eltern und Trägern
Im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens wurden sowohl freie Träger als auch Elternvertretungen frühzeitig in den Prozess einbezogen. Dabei zeigte sich, dass ein vollständiger Systemwechsel zu einem rein einkommensabhängigen Gebührenmodell derzeit kaum umsetzbar ist – unter anderem aufgrund von Gerechtigkeitsbedenken, Verwaltungsaufwand und möglichen Auswirkungen auf die soziale Durchmischung.
Geplante Änderungen sind sozial ausgewogen und planbar
Als Ergebnis dieses Dialogs schlägt die Stadt nun folgende Maßnahmen vor:
- Einführung einer einkommensabhängigen Staffelung ausschließlich im U3-Bereich (Krippe). Familien mit einem zu versteuernden Einkommen von unter 60.000 Euro jährlich sollen dabei pauschal um zehn Prozent entlastet werden.
- In den Bereichen Kindergarten, Hort und Grundschulbetreuung bleibt das bisherige Gebührenmodell bestehen. Hier ist eine lineare Beitragserhöhung von durchschnittlich acht Prozent vorgesehen. Diese Anpassungen führen je nach Betreuungsumfang zu einer monatlichen Mehrbelastung von etwa 20 bis 50 Euro. Umgerechnet auf die tatsächliche Betreuungszeit entspricht das einer Erhöhung von etwa 0,06 Euro bis 0,19 Euro pro Betreuungsstunde – eine moderate Anpassung im Vergleich zu anderen Städten der Region.
- In einem weiteren Schritt soll ein neues Modulsystem eingeführt, dass zum Ziel hat, dass Personal besser planbar zum Einsatz kommen kann. Es soll hierzu eine Kernzeit und Zubuchungsmodule geben. Dem Wunsch des Stadtelternbeirates hierzu vorher eine Elternabfrage durchführen zu können, wird seitens der Stadt für sinnvoll und begrüßenswert erachtet.
Einordnung im regionalen Kontext
Oberursel erhebt im Vergleich zu anderen Kommunen differenzierte und leistungsfähige Beiträge. Zwar liegt das Niveau in manchen Bereichen über dem Nachbarschnitt, jedoch bietet die Stadt zugleich eine der höchsten Betreuungsqualitäten in der Region. Die Stadt verzichtet beispielsweise bewusst auf Gebühren für zusätzliche Leistungen wie Sprachförderung, Integrationsarbeit oder intensive Inklusionsangebote – obwohl diese mit erheblichen Mehrkosten verbunden sind.
Zudem ist das Entlastungsmodell zielgerichtet: Pauschale Ermäßigungen allein für die Mittelschicht sind weder sachgerecht noch finanzierbar, wenn gleichzeitig die Qualität der Betreuung gesichert werden soll. Stattdessen setzt die Stadt auf gezielte Entlastung unterer Einkommensgruppen und investiert bewusst in Fachkräftegewinnung und -bindung.
Arbeitsplätze sichern – Fachkräfte stärken
Entgegen mancher öffentlicher Darstellung hat die Stadt keine Gruppen zusammengelegt oder Stellen abgebaut. Vielmehr wurde mit der Einführung neuer Qualifikationswege und der gezielten Fachkräftegewinnung ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Personalsituation unternommen. Perspektivisch sollen durch kluge Anpassungen sogar zusätzliche Gruppenangebote ermöglicht werden.
Software zur Einkommensprüfung geplant
Für die Umsetzung der neuen einkommensabhängigen Staffelung im Krippenbereich wird derzeit eine digitale Lösung zur Einkommensprüfung erarbeitet. Diese soll den Verwaltungsaufwand minimieren und sowohl Familien als auch die Stadtverwaltung entlasten. Die Einführung der Software ist noch für 2025 geplant.
Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung im September
Die Stadtverordnetenversammlung wird am 25. September über die überarbeitete Beitragssatzung entscheiden.
„Viele Menschen wünschen sich eine durch den Staat finanzierte Kinderbetreuung. Dieses Bedürfnis teile ich uneingeschränkt. Gleichzeitig erhält die Stadt Oberursel immer mehr Aufgaben bei gleichzeitig geringeren finanziellen Zuwendungen durch Land und Bund. Für das Jahr 2025 ist eine Unterdeckung bei der Kommune für die Kinderbetreuung in Höhe von 27 Millionen Euro im Haushalt enthalten. Weitere Aufgaben in der Daseinsvorsorge für die Kommune wie beispielsweise die mobile Jugendarbeit und die Drogenberatung müssen aus demselben Budget finanziert werden. Hierbei handelt es sich zwar um freiwillige Aufgaben, dennoch sind diese Themenfelder ebenso relevant für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung wie eine sehr gute Kinderbetreuung“, so Stadtrat Andreas Bernhardt.
Andreas Bernhardt
Stadtrat
