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Freundschaft kennt keine Grenzen – Kinder und Jugendliche aus Vasylkiv in der Ukraine machen eine Woche Ferien in Oberursel
Eine Woche Erholung von Krieg und Bedrohung – das konnten 34 Kinder und Jugendliche aus der ukrainischen Stadt Vasylkiv jetzt in Oberursel erleben. Die 10- bis 17-Jährigen aus der bei Kiew gelegenen Stadt waren auf Einladung der Stadt Oberursel zu Gast, um fernab der Heimat einmal für ein paar Tage den Umständen entsprechend unbeschwert sein zu dürfen. Viele der jungen Besucherinnen und Besucher haben Kriegsinvaliden, vermisste oder getötete Personen in ihren Familien.
Initiiert wurde die besondere Ferienfreizeit von Stadtrat Andreas Bernhardt, der im Juni in Vasylkiv einen Freundschaftsvertrag stellvertretend für die Stadt Oberursel unterzeichnete. „Bereits bei meinen Gesprächen in der Ukraine war dies der größte Wunsch unserer Partner –Kindern eine Auszeit vom Kriegsumfeld zu ermöglichen“, berichtet Bernhardt. Nach seiner Rückkehr machte er sich nach einstimmiger Zustimmung des Magistrats sofort an die Organisation der Besuchswoche. Nach rund 30 Stunden Busfahrt trafen die 34 Kinder und ihre Betreuer schließlich am Sonntagabend wohlbehalten in Oberursel ein, wo sie von Bernhardt und einem Helferteam in Empfang genommen wurden. Bürgermeisterin Runge begrüßte die Gruppe an dem Abend indem Sie auf die Bedeutung der Freundschaft verwies: „Für Oberursel ist die Unterstützung der Ukraine seit dem Angriff Russlands auf den souveränen Staat eine klare Verpflichtung. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben in Oberursel Zuflucht gefunden und die Freundschaft mit Vasylkiv ist gelebte Solidarität. Die Kinder kamen als erste Botschafter zu Besuch nach Oberursel – sie sind der Schlüssel zur Zukunft.“
Abwechslungsreiches Programm und große Hilfsbereitschaft
Für die ukrainischen Gäste hatten die Oberurseler Organisatoren ein buntes und vielfältiges Programm zusammengestellt. Bereits am ersten Tag ging es ins Maislabyrinth in Weißkirchen, kurz darauf folgte ein Ausflug in einen Kletterpark im Taunus und auf den Großen Feldberg mit einer Vorführung in der Falknerei. Auch ein Besuch des Freizeitparks Lochmühle, Waldpädagogisches Angebot sowie Badespaß im Taunabad sorgten für viele strahlende Gesichter. Der Besuch im Schwimmbad der Brunnenstadt bereitete so viel Freude, dass es insgesamt drei Besuche dort gab. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch in Frankfurt: Zunächst unternahm die Gruppe eine Schifffahrt auf dem Main, bevor es zu Fuß durch die Innenstadt und hinauf auf den Main Tower ging, um den Blick über die Mainmetropole kennenzulernen. Anschließend ging es zur Stippvisite ins Main-Taunus-Zentrum.
Begleitet wurden die Kinder und Jugendlichen den Unternehmungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie von ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern – darunter auch stets Dolmetscherinnen und Dolmetscher, sodass Sprachbarrieren kein Hindernis darstellten.
Bei der Organisation und Durchführung der Woche zogen der Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften (VFOS), die Stadtverwaltung Oberursel und zahlreiche Freiwillige an einem Strang. So wurden etwa Eintrittskosten und Mahlzeiten bei Ausflügen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Gewerbetreibenden übernommen. Der Freizeitpark Lochmühle lud die Gruppe gratis ein, und an einem heißen Tag spendierte eine Oberurseler Eisdiele allen Kindern eine Portion Eis. Die jungen Gäste waren in einem Oberurseler Hotel untergebracht, das seine Zimmer zu Sonderkonditionen zur Verfügung stellte. Auch die Oberurseler Stadtwerke ermöglichten den kostenfreien Eintritt zum Taunabad.
Die Finanzierung der Reise und des Programms wurde größtenteils durch Spenden aus der Bürgerschaft ermöglicht. „Ich verneige mich vor den Menschen in meiner Stadt und aus dem Umfeld. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend, wir haben über 20.000 Euro und zusätzlich Sachspenden erhalten“, freut sich Stadtrat Bernhardt. Zahlreiche Unternehmen und Privatpersonen erklärten sich bereit Ausflüge und, Verpflegung für die Kinder zu übernehmen. „Hier zeigt sich der große Gemeinsinn der Bürgerschaft in Oberursel – Sie alle haben den jungen Menschen ein Stück Kindheit zurückgegeben und sie willkommen geheißen. Vielen Dank für die großzügigen Spenden, die den Kindern in Oberursel eine unvergessliche Zeit ermöglicht haben.“
„Das Lachen der Kinder ist der schönste Dank“
Stadtrat Andreas Bernhardt zeigt sich bewegt vom Erfolg der Aktion: „Als ich Anfang Juni in Vasylkiv die schwierige Lage der Menschen gesehen habe, wurde mir bewusst, wie sehr wir Frieden und Freiheit schätzen müssen. Es war mir deshalb ein Herzensanliegen, dem größten Wunsch unserer ukrainischen Freunde nachzukommen und den Kindern in Oberursel eine unbeschwerte Woche zu ermöglichen. Ferien vom Krieg. Ihr Lachen und ihre strahlenden Augen sind der schönste Dank an alle, die das möglich gemacht haben. Eine erfüllende, sinnhafte und anstrengende Woche war es für mich “
Abschlussfest mit Sport und Musik
Der feierliche Abschluss der Woche bildete am Samstag ein Abschlussfest auf dem Sportplatz an der Stierstädter Heide. Bei Musik und Sport feierten die ukrainischen Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit allen Personen, die sie in dieser Woche begleitet haben. Die für internationale Angelegenheiten zuständige Leiterin der Stadt Vasylkiv, nahm virtuell teil. Mit der ukrainischen Gemeinschaft Oberursels bastelten die Kinder noch Origamis als Friedenstauben und hängten sie an einen Strauß Zweige. Dieser Strauß begleitete auch die letzte Sitzung des Magistrates im Sitzungszimmer. Auch die ukrainischen Gäste hatten etwas vorbereitet: Sie begeisterten das Publikum mit Turnvorführungen sowie musikalischen Beiträgen auf der Geige und am Klavier. Bürgermeisterin Antje Runge und Stadtrat Bernhardt ließen es sich nicht nehmen, bei der Feier mit von der Partie zu sein und die Kinder persönlich zu verabschieden.
Freiheit im demokratischen Sinne

Oberursels Bürgermeisterin Antje Runge unterstreicht den Wert dieser Begegnung: „Diese Woche hat auf beeindruckende Weise gezeigt, wie lebendig Freundschaft über Grenzen hinweg sein kann. Gerade in einer Zeit, in der die Ukraine mit großem Mut und unter größten Opfern für Freiheit und Demokratie kämpft, sind solche Momente der Verständigung und des Miteinanders unersetzbar. Unsere neue Freundschaft mit Vasylkiv ist mehr als ein symbolischer Akt – sie ist gelebte Solidarität und ein klares Bekenntnis zu den europäischen Werten von Frieden, Freiheit und Demokratie.“
Ein Abschied mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen
Am Sonntagmorgen des 10. August hieß es dann Abschied nehmen. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück im Hotel trat die Gruppe die Heimreise Richtung Ukraine an. Dabei hatten die Kinder und Jugendliche nicht nur Souvenirs und Geschenke aus Oberursel im Gepäck, sondern viele positive Erlebnisse und neu geknüpfte Freundschaften. Die Woche in Oberursel soll kein einmaliges Erlebnis bleiben, sondern der Beginn einer verlässlichen und verbindenden Freundschaft zwischen den Menschen beider Städte und Länder. Bereits im nächsten Sommer sollen wieder Kinder nach Oberursel kommen. Durch die große finanzielle Unterstützung und sparsamen Umgang mit den Spendengeldern sind nicht alle Mittel ausgegeben und bilden einen guten Grundstock für das nächste Jahr.
Antje Runge Andreas Bernhardt
Bürgermeisterin Stadtrat
Fotos Bildnachweis: Olha Burtseva.
Zu sehen sind Kinder und Jugendliche aus Vasilkyv in der Ukraine während ihres Besuchs in Oberursel sowie Bürgermeisterin Antje Runge und Stadtrat Andreas Bernhardt.