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Ergebnisse der Haushaltsbefragung „Mobilität in Städten“ liegen vor
Wie sind die Oberurselerinnen und Oberurseler unterwegs? Dieser Frage ging schon im Jahr 2019 die Technische Universität Dresden in einer Haushaltsbefragung im Rahmen eines Forschungsprojekts nach. Nun liegen die aktuellen Zahlen für die aktuelle, turnusmäßige Befragung „Mobilität in Städten – SrV 2023“ vor. Im Jahr 2023 wurden die Daten zeitgleich in 134 deutschen Städten, Gemeinden und Verbänden erhoben. Das Projekt liefert wichtige Erkenntnisse und Grunddaten für die örtliche und regionale Verkehrsplanung.
Erstmals ist ein Vergleich mit den Zahlen aus dem Jahr 2019 und damit eine Trendanalyse möglich. Bürgermeisterin Antje Runge: „Ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmenden, die ein Mobilitätstagebuch führten. Damit liegen zum zweiten Mal statistisch repräsentative Daten zum Mobilitätsverhalten in Oberursel vor. Wir können jetzt anhand der Zahlen die Veränderungen des Mobilitätsverhalten zwischen den Jahren 2019 und 2023 betrachten, was uns sowohl neue Einblicke gewährt, als auch Ergebnisse liefert, mit denen wir kontinuierlich daran arbeiten werden, die Verteilung des Verkehrsraums unter den verschiedenen Teilnehmenden zu optimieren und fairer zu gestalten. So kann der Verkehrsfluss in Oberursel für alle Verkehrsmittel weiter optimiert werden.“
Was wurde gemacht?
Zwischen Februar 2023 und Januar 2024 wurden insgesamt 1.028 Oberurseler Bürgerinnen und Bürger aus allen Bevölkerungsteilen anhand einer detailliert geplanten Stichprobe telefonisch, online und per Fragebogen repräsentativ befragt. Anschließend wurden die Ergebnisse von der TU Dresden anonymisiert ausgewertet.
„Die Ergebnisse sind wichtige Daten, um zu verstehen, wie die Oberurselerinnen und Oberurseler in ihrer Stadt und darüber hinaus unterwegs sind. Wir können abschätzen, wie sich das Mobilitätsverhalten durch unsere Arbeit und die Pandemie verändert hat. Die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner können so innerhalb der Verkehrsplanung zielführend berücksichtigt werden.“, so Dr. Uli Molter, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit – Mobilität und Projektverantwortlicher.
Ergebnisse und Vergleich
Im Ergebnis gaben 90 Prozent aller Befragten an, an einem Werktag außer Haus unterwegs zu sein. Das ist weniger als im Jahr 2019. Dafür hat die durchschnittliche Anzahl der Wege pro Person und Tag leicht zugenommen (3,5 statt vorher 3,4). Die meisten Menschen waren werktags morgens zwischen 7.01 und 8 Uhr unterwegs, nachmittags zwischen 15.01 und 16 Uhr.
Ein deutlicher Anstieg ist bei der Verfügbarkeit von Fahrzeugen mit Elektroantrieb zu verzeichnen: bereits 18 Prozent der Oberurseler und Oberurselerinnen verfügen über ein E-Bike (plus10 Prozentpunkte) und 8 Prozent über ein Auto mit Elektroantrieb (plus 7 Prozentpunkte). Dabei blieb die Gesamtanzahl an Fahrzeugen pro Haushalt mit 2 (Fahrräder) bzw. 1,2 (Pkw) unverändert. Diese Zahlen sind wichtige Grundlagen für Planungen, wie die Aktualisierung der kommunalen Stellplatzsatzung, die für das Jahr 2025 geplant ist.
Erstmals wurde erhoben, wie viele Personen keine Arbeitswege haben, da sie im Home-Office arbeiten. Mit 22 Prozent ist dieser Wert vergleichsweise hoch und zeigt, welche Auswirkungen eine veränderte Arbeitswelt auf verkehrliche Infrastrukturen hat.
Die Gesamtlänge der zurückgelegten Wege pro Person und Tag (Verkehrsleistung) betrug 20,6 Kilometer, verglichen mit 23,4 Kilometer im Jahr 2019. Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus städtischen Verkehrszählungen, die ebenfalls abnehmende Kfz-Verkehrsmengen seit der Corona-Pandemie zeigen. Im mittleren Wert sind einzelne Wege (beispielsweise von zu Hause zur Arbeitsstelle) 6 Kilometer lang. Im Jahr 2019 waren es noch 6,9 Kilometer. Hier zeigt sich das Potenzial, Wege beispielsweise mit dem Fahrrad zurückzulegen, da durch die Nutzer akzeptierte Wege mit dem Fahrrad etwa 6 Kilometer lang sind.
Eine wichtige Kenngröße ist der so genannte Modal-Split, der die Verkehrsmittelwahl pro Wegstrecke angibt. Demnach wurden im Binnenverkehr, also alle Wege innerhalb Oberursels, 47 Prozent aller Wege zu Fuß zurückgelegt (plus 11 Prozentpunkte), im Gesamtverkehr 34 Prozent (plus zehn Prozentpunkte). Dieser deutliche Zuwachs - vor allem bei kürzeren Wegen - geht einher mit einer Abnahme des Kfz-Verkehrs um 6 Prozentpunkte auf 32 Prozent und des öffentlichen Verkehrs (ÖPNV) um 4 Punkte auf 5 Prozent. Im Gesamtverkehr liegen die Werte für Kfz-Verkehr und ÖPNV durch Pendler und Pendlerinnen naturgemäß etwas höher. Hier wurden 41 Prozent aller Wege mit dem Kfz und 11 Prozent mit dem ÖPNV zurückgelegt.
Die hohen Veränderungen im Model-Split zugunsten des Fußverkehrs sind seit der Corona-Pandemie deutschlandweit zu beobachten. Auf das geänderte Mobilitätsverhalten haben mehrere Entwicklungen Einfluss. So wird ein Zusammenhang mit der gestiegenen Anzahl an Menschen im Home-Office vermutet. Diese Personengruppe fährt weniger lange Strecken und unternimmt dafür als Ausgleich eher kürzere Strecken am Wohnort zu Fuß, um Erledigungen und Einkäufe zu tätigen.
Zudem zeigt sich ein verändertes Bewusstsein hin zu nachhaltigeren und die körperliche Gesundheit fördernden Fortbewegungsformen. Die TU Dresden nimmt an, dass die Zunehmende Verbreitung von Smart-Watches mit Schrittzählern hierzu einen Beitrag leistet. Ebenfalls scheinen Oberurseler Bürgerinnen und Bürger häufiger als zuvor Spaziergänge zu unternehmen, worauf auch eine steigende Anzahl an angemeldeten Hunden hindeutet (plus 19 Prozent seit dem Jahr 2018).
Antje Runge zeigt sich optimistisch: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Anstrengungen für eine Verbesserung der nachhaltigen Mobilität Früchte tragen. Wichtig ist, das Fußverkehrskonzept weiterhin umzusetzen und die sieben Leitziele des Verkehrlichen Leitbildes der Brunnenstadt zu verfolgen. Dazu gehört beispielsweise, die Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel zu erleichtern und sichere Wege zu schaffen, damit es Spaß macht, sich in Oberursel zu bewegen.“
Hintergrund
Das als „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ (SrV) konzipierte Projekt wurde an der TU Dresden bereits im Jahr 1972 begründet. Durch die regelmäßige Wiederholung dieser Untersuchung im Abstand von fünf Jahren liegen Erkenntnisse zur Verkehrsentwicklung über einen Zeithorizont von mehr als 50 Jahren vor. Die Daten zeigen unter anderem, dass Mobilität und Verkehr stadt- und gemeindespezifisch große Unterschiede aufweisen können. Umso wichtiger ist es, die örtliche Verkehrsplanung durch regelmäßige Aktualisierung der Datengrundlagen zu unterstützen. Die Ergebnisse werden auf der Homepage Oberursel veröffentlicht.
Antje Runge
Bürgermeisterin