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Zwei weitere Stolpersteine in Oberursel verlegt – Erinnerungskultur der Generationen
Mit der feierlichen Verlegung zweier weiterer Stolpersteine wurde gestern in Oberursel (Taunus) ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen gesetzt. Die kleinen Messingtafeln erinnern an zwei Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden: Zerline Rohrbach und Marjanna Mikolajczyk.
Bürgermeisterin Antje Runge betonte in ihrer Ansprache: „Die Verlegung von Stolpersteinen ist mehr als nur ein symbolischer Akt – sie ist ein lebendiger Teil unserer Erinnerungskultur. Jeder einzelne Stein gibt einem Menschen, der entrechtet, verfolgt und ermordet wurde, seinen Namen und seine Geschichte zurück. In einer Zeit, in der Antisemitismus und rechtes Gedankengut wieder gefährlich aufkeimen, ist es umso wichtiger, dass wir mit offenen Augen und klarer Haltung für die Werte unserer Demokratie einstehen. Das Engagement der Schülerinnen und Schüler der Feldbergschule zeigt, dass Erinnerung eine Aufgabe der Gegenwart und Zukunft ist.“
Zwei Leben und zwei Schicksale
Vor dem Haus „Im Wingert 5“ wurde der Stolperstein für Zerline Rohrbach in den Gehweg eingelassen. Die jüdische Oberurselerin lebte in einer sogenannten „Mischehe“ mit dem Christen Ludwig Rohrbach. Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie im Mai 1943 zur „Erörterung“ durch die Gestapo vorgeladen – ein Euphemismus für die geplante Deportation. Zerline Rohrbach nahm sich am 23. Mai 1943 aus Angst vor der bevorstehenden Ermordung das Leben.
Der zweite Stolperstein wurde in der Bleichstraße 16 für Marjanna Mikolajczyk verlegt. Die aus Polen stammende Frau wurde 1940 wegen ihres jüdischen Glaubens verhaftet und über die Strafanstalt Höchst ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt – sie gilt als verschollen.
Engagement der Feldbergschule

Die Verlegung wurde von Schülerinnen und Schülern der Feldbergschule begleitet, die sich im Rahmen eines Projekts gemeinsam mit ihrem Lehrer Tom Erdmenger mit der Geschichte jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger Oberursels auseinandersetzen. Musikalisch wurde die Gedenkfeier durch die Geigerin Johanna Mohr vom Gymnasium Oberursel begleitet. Schülerinnen lasen einen fiktiven Tagebucheintrag von Marjanna Mikolajczyk, ein Schüler trug ein eigens verfasstes Gedicht vor.
Historikerin Angelika Rieber (GCJZ Hochtaunus) zeichnete in ihrer Rede die Lebenswege der beiden Frauen nach und betonte die Bedeutung der historischen Aufarbeitung – gerade in einer Zeit, in der Zeitzeugen zunehmend fehlen. Joachim Netz vom Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften e.V. (VFOS), der die Patenschaft für Marjanna Mikolajczyks Stolperstein übernommen hat, appellierte eindringlich an die Anwesenden, sich „mit klarer Haltung gegen das Vergessen zu stemmen.“
Mit den beiden neuen Steinen steigt die Zahl der in Oberursel verlegten Stolpersteine auf 18. Die Stadt wird auch weiterhin diesen wichtigen Weg der aktiven Erinnerung gehen und unterstützt das Engagement von Bürgerinnen, Bürgern und Schulen in diesem Bereich. Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sind weiterhin willkommen, ohne sie hätte das Projekt nicht umgesetzt werden können. Spendenkonto der Stadt Oberursel bei der Taunus-Sparkasse: IBAN DE65 5125 0000 0007 0015 92 mit dem Stichwort „Stolpersteine“.
Weitere Informationen zum Projekt Stolpersteine" finden Sie auf der Internetseite www.oberursel.de/erinnerungskultur.
Antje Runge
Bürgermeisterin
Fotos: Stadt Oberursel
Zu sehen sind Schülerinnen und Schüler der Feldbergschule beim Verlegen der beiden im Text genannten Stolpersteine. Beim Einlassen der Stolpersteine unterstützte sie ein Mitarbeiter des Bau&Service Oberursel (BSO).