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Graffiti-Aktion am S-Bahnhof Stierstadt

Graffiti-Projekt am Stierstadter S-Bahnhaltepunkt wird dieses Wochenende umgesetzt

Seit den frühen 2000ern ziert ein Graffiti der Künstler Guido Zimmermann, Philipp Scheit und Marius Köhler die Außenwände des Stierstadter S-Bahnhaltepunktes an der Ecke zur Akazien­straße. Jetzt, rund 20 Jahre später, sind die Farben des Motivs verblichen und so kam bei Zimmermann und Scheit die Idee auf, den S-Bahnhaltepunkt ein weiteres Mal künstlerisch zu gestalten.

Sie fragten ihren Freund Paul Mattulat, Sozial­arbei­ter und Organisator der jährlichen Hafen­gartenJam in Offenbach, ob er nicht Lust hätte, die Möglichkeit zu prüfen, ob ein weiteres Mal eine Genehmigung für die Flächen zu bekommen sei.

Für Mattulat war klar, dass sich hier die Gelegenheit für ein soziales Projekt auftat und so war für ihn die logische erste Anlaufstelle vor Ort das altein­gesessene Jugendcafé, heute Portstrasse Jugend & Kultur.

Dessen Leiterin Stephanie Yam-Brennan konnte sich sofort für das Projekt begeistern, denn schon seit vielen Jahren bemühen sich die Sozial­arbeiterinnen und Sozialarbeiter der Portstrasse zusammen mit engagierten Jugendlichen, legale Graffiti-Flächen in Oberursel zu finden, um deren kreative Entwicklungsprozesse zu fördern.

Yam-Brennan stellte umgehend den Kontakt zu interessierten jugendlichen Besuchern des Cafés und der Deutschen Bahn her, um das Projekt in Gang zu bringen.

Matias Ghaznavi und Mohamed Adakhakni, die in der Portstrasse im Bereich Mobile Arbeit tätig sind, können berichten, dass der Bedarf für legales Graffiti sehr groß ist. Mohamed Adakhakni: „Wenn wir auf unseren Touren mit Jugendlichen ins Ge­spräch kommen, werden mögliche Freiflächen zum Sprüh­en immer wieder angesprochen. In der Ver­gangen­heit haben wir auch schon viel recherchiert. Das Finden geeigneter Wände oder Mauern ge­staltete sich bisher jedoch als echt schwierig.“ Und Matias Ghaznavi ergänzt: „Oft haben die Leute einfach Vorbehalte gegenüber den Jugendlichen, die meist total unbe­gründet sind. Zumal für Graffiti freigegebene Flächen ja Schmierereien vorbeugt.“ Es folgten Gestattungsanträge und Telefonate mit der DB, die sich über mehrere Monate hinzogen. Parallel zum vorbereitenden bürokratischen Prozess brach unter den jugendlichen Besuchern der Portstrasse ein wahres Graffiti-Fieber aus.

Im Frühsommer 2021 konnte die Portstrasse für ihre Besucherinnen und Besucher eine (weitere) Gele­genheit zum Malen mit der Dose herstellen. Das Jugendzentrum beteiligte sich an dem Projekt „Sichtbar bleiben“, welches verschiedenen Künst­lern die Möglichkeit eröffnete, ihre Werke auf den großen Wahlwerbeplakaten, die zwischen den Wahlen im Frühjahr und Herbst stehen blieben, für die Oberurseler Öffentlichkeit temporär sichtbar zu machen.

Die Portstrasse führte an insgesamt drei Wahl­werbetafeln verschiedene Graffiti-Projekte mit Ober­urseler Jugendlichen durch. Unter ihnen war auch der neunzehnjährige Graffitikünstler Katch, der zu­vor bereits die Wände des neuen Fitnessraums in der Portstrasse durch seine Arbeit bereichert und aufgewertet hatte.

Die Aktion sorgte für viel positive Resonanz und in der Folge hatte Katch schon bald weitere Anfragen und Aufträge von Privatpersonen. Zuletzt verliehen er und drei weitere junge Künstler einem lang­gezogenen und tristen Grundstückszaun in Ober­stedten eine neue Optik, mit der sowohl Grund­stücksbesitzer als auch Oberstedter Anwohner mehr als glücklich sind.

Ein weiteres Graffiti-Projekt konnte durchgeführt werden, als es um die Gestaltung der neuen Sportbox im Rushmoorpark ging. Der Künstler Jan-Malte Strijek führte mit Jugendlichen während der Sommerferien einen Workshop durch, in dessen Zuge die Containerwände mit sportiven Motiven versehen wurden.

Im Laufe des Sommers stellte Stephanie Yam-Brennan den Kontakt zwischen den „alten Hasen“ und ihrer Klientel, den Besuchern der Portstrasse, her. Die Chemie zwischen den Künstlern stimmte auf Anhieb und die Planung der neuen Motive für die S-Bahnhaltestelle Stierstadt ging schnell voran. Es entstand eine generationenübergreifende Ko­operation und Projektplanung, welche nun kurz vor der Verwirklichung und Durchführung steht. Die gemeinsam gestalteten Entwürfe und das Konzept wurden in der Zwischenzeit von der Deutschen Bahn genehmigt und am Freitag, 23.10., ging es endlich los.

Für die Arbeiten ist das gesamte Wochenende geplant, wobei am Freitag vor allem Vorbereitungen durchgeführt wurden. Der Weg wird auf beiden Seiten gesichert und natürlich wird alles, was nicht bunt werden soll, gut abgeklebt.

Am Samstag und Sonntag werden dann dieses Mal nicht nur die beiden Außenwände der Station mit neuen Motiven versehen, sondern auch die Unter­führung ist im Konzept inbegriffen. Die Kosten für die Farbe werden von der Portstrasse über­nommen.

Alle Aktiven hoffen, dass die Ergebnisse des Pro­jektes für viele Jahre zu sehen sind und somit allen, die daran vorbei kommen, viel Freude bereiten.

 

Christof Fink

Erster Stadtrat