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Oberursel hat Freundschaft mit Vasylkiv in der Ukraine fest im Blick – Ein starkes Zeichen europäischer Solidarität und kommunaler Verantwortung
Am 6. Juni 2025 wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw ein neues Kapitel europäischer Zusammenarbeit aufgeschlagen. Die Stadt Oberursel und die ukrainische Stadt Vasylkiv besiegelten mit der Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages im Rahmen eines internationalen Kongresses ihren Wunsch auf Zusammenarbeit. Damit setzt Oberursel in bewegten Zeiten ein kraftvolles Zeichen für internationale Solidarität, kommunale Verantwortung und europäische Werte.
Die Vereinbarung wurde gemeinsam von der Bürgermeisterin der Stadt Vasylkiv, Nataliia Balasynovych, und Oberursels Stadtrat Andreas Bernhardt vor Ort in Kyjiw unterzeichnet. Bernhardt war eigens hierfür in die Ukraine gereist, um diesen wichtigen Schritt gemeinsam mit den ukrainischen Partnern zu vollziehen. Oberursels Stadtrat wurde von Olena Opanasenko als Dolmetscherin begleitet, die erste Kontakte zwischen den beiden Städten vermittelte. Opanasenko lebt in Oberursel, ist in Kyjiw geboren und lebte mit ihrer Familie zeitweise in direkter Nähe zu Vasylkiv.
„Kommunale Zusammenarbeit ist das lebendige Rückgrat Europas. Hier begegnen sich Menschen unmittelbar, hier entsteht Verständigung jenseits von Grenzen, hier wachsen Vertrauen, Zusammenhalt und echte Freundschaft“, betont Oberursels Bürgermeisterin Antje Runge. „Gerade in einer Zeit, in der die Ukraine mutig und unter größten Opfern ihre Freiheit und Demokratie gegen Russlands Angriff verteidigt, ist es unsere Pflicht, als europäische Städte an der Seite unserer ukrainischen Freundinnen und Freunde zu stehen. Diese Partnerschaft ist mehr als ein symbolischer Akt – sie ist ein aktives Bekenntnis zu Frieden, Freiheit und Völkerverständigung.“
Vasylkiv: Eine Stadt mit bewegter Geschichte
Vasylkiv liegt rund 30 Kilometer südwestlich von Kyjiw und ist von der Bevölkerungsanzahl mit Oberursel vergleichbar. Die Stadt verfügt über eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht, und war bereits zu Beginn des russischen Angriffskrieges im Jahr 2022 Schauplatz massiver Kampfhandlungen. Mehr als 200 Bürger fielen bislang im aktuellen Verteidigungskrieg der Ukraine. Dazu kommen 30 zivile Opfer. Trotz aller Zerstörung ist Vasylkiv inklusive der angegliederten Dörfer heute ein Symbol für die Widerstandskraft und den Wiederaufbauwillen des gesamten ukrainischen Staates.
Wert persönlicher Begegnungen und Erfahrungen
Stadtrat Andreas Bernhardt, der die Reise in die Ukraine angetreten hat, zeigte sich tief beeindruckt von den Menschen vor Ort: „Es war eine mehr als bewegende Erfahrung, Vasylkiv persönlich zu besuchen und die große Herzlichkeit und Entschlossenheit der Menschen zu erleben. Ich habe gespürt, die Menschen opfern sehr viel für ihre Freiheit, bis hin zu ihrer Existenz. Trotz aller Kriegsnot ist der Wille ungebrochen, ihr Land, ihre Stadt und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Ich bin in Frieden und Freiheit aufgewachsen. Für mich war es eine neue Erfahrung, beim Zubettgehen schon den gepackten Alarmrucksack in Reichweite stehen haben zu müssen, damit im Angriffsfall die wichtigsten Sachen und das eigene Leben in Sicherheit gebracht werden können. In der Nacht kam es dann auch zu drei solcher Situationen; Flexibilität auf der Handlungseben und in der Realität ist dann gefragt. Shahed-Drohnen und ballistische Raketen konnte ich am Flugklang bereits in der zweiten Nacht unterscheiden. Das hinterließ bei mir unmittelbar einen Eindruck, den es erst einmal in den persönlichen Erfahrungsschatz einzuordnen gilt. Die bislang selbstverständliche Sicherheit wird augenblicklich einer Bewährungsprobe unterzogen
Unsere Partnerschaft gibt uns nun die Möglichkeit, einander konkret zu unterstützen – sei es durch Erfahrungsaustausch, der Gestaltung gemeinsamer Projekte im Themenfeld der kommunalen Verwaltung oder schlichtweg durch das Wissen: Ihr seid nicht allein. Gerade in dieser schweren Zeit ist es für uns als Europäerinnen und Europäer eine Selbstverständlichkeit, Seite an Seite mit der Ukraine zu stehen. Aus Vasylkiv wurde der Wunsch nach einem Besuch Oberursels geäußert, Oberursel im kommenden Sommer besuchen und kennenlernen zu können. Besonders für Kinder ist eine Auszeit vom Kriegsumfeld wichtig. Viele verloren bereits ein Elternteil, einige sind Vollwaisen. Ich werde zeitnah versuchen, Lösungen hierfür zu finden.“
Kommunale Partnerschaften als Fundament Europas
Oberursel pflegt seit vielen Jahren internationale Städtepartnerschaften. Mit Vasylkiv begibt die Kommune sich jetzt in ein freundschaftliches Verhältnis, aus dem langfristig auch eine Städtepartnerschaft entstehen kann. Nun werden Erfahrungen gesammelt, ob sich auch auf Ebene der Bürgerschaft nach Ende der Kampfhandlungen persönliche Begegnungen und Austausch ergeben. Aktuell wird die Verbindung von politischen und humanitären Herausforderungen geprägt sein. Sie soll an dieser Stelle zeigen, wie Kommunen selbst Verantwortung für ein friedliches und demokratisches Europa übernehmen können.
Bürgermeisterin Antje Runge fasst zusammen: „Wir wollen mit dieser Freundschaft nicht nur helfen, sondern auch lernen. Vasylkiv zeigt uns, was es bedeutet, in schwierigen Zeiten für Freiheit, Demokratie und europäische Werte einzustehen. Diese Partnerschaft ist eine Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, den europäischen Gedanken auch im Kleinen mit Leben zu füllen.“
Die Stadt Oberursel schätzt die zukünftige Zusammenarbeit mit Vasylkiv und ruft alle Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Schulen und Organisationen in Oberursel auf, sich einzubringen. Der Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften e.V. wurde über die Reise und die nun beginnende Freundschaft der beiden Städte zuvor informiert.
Zudem wurde in der Magistratssitzung vom 10. Juni 2025 festgehalten, dass Oberursel die Freundschaft mit Vasylkiv zukünftig eingehen und sich dementsprechend engagieren wird.
Am 26. Juni 2025 findet um 19.30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Großen Sitzungssaal des Oberurseler Rathauses statt. In dieser wird Stadtrat Andreas Bernhardt von seiner eindrucksvollen Reise in die Ukraine berichten.
Antje Runge Andreas Bernhardt
Bürgermeisterin Stadtrat
Bildnachweis: Städte Vasylkiv und Oberursel
Bilderreihe 1:
Stadtrat Andreas Bernhardt (Stadt Oberursel) legt gemeinsam mit einem ehemaligen Militärangehörigen und Vertretern der Stadt Vasylkiv Blumen auf dem neu geschaffenen Friedhofsteil für im aktuellen Krieg gefallene Bürgerinnen und Bürger nieder. Zwei der Gräber erinnern an zwei ukrainische Piloten, die Bürger der Stadt Vasylkiv waren und beim Verteidigungskampfeinsatz gegen den russischen Angriffskrieg ihr Leben verloren. Mehr als 200 Bürger fielen bislang im aktuellen Verteidigungskrieg der Ukraine als Soldaten. Dazu kommen 30 zivile Opfer.
Bilderreihe 2:
Eine Hausruine in Vasylkiv: Das Gebäude wurde bei einem Raketenangriff schwer beschädigt. Auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons zeigt der Eigentümer der Ruine Stadtrat Andreas Bernhardt (Stadt Oberursel) das Video, das den Moment des Raketenangriffs auf sein Wohnhaus dokumentiert. Die Aufnahmen stammen von einer nahegelegenen Überwachungskamera gegenüberliegender Gebäude.
Bilderreihe 3:
Kunst als Geste der Freundschaft: Eine Schülerin aus Vasylkiv schenkt Stadtrat Andreas Bernhardt (Stadt Oberursel) kreative Arbeiten, die sie selbst gestaltet hat. Die Übergabe fand im Rahmen eines Treffens in der vom Krieg betroffenen Stadt statt. Weitere Fotos zeigen Andreas Bernhardt beim Treffen verschiedener Bürgerinnen und Bürger. Auf dem Foto, das eine Gruppe von Menschen an einem Tisch sitzend abbildet, sitzt links neben Andreas Bernhardt Nataliia Balasynovych, die Bürgermeisterin der Stadt Vasylkiv