Stadtansicht

Oberurseler geschichte

Geschichte

  • Anfänge | Kelten:   Ringwallanlage, Oppidum

    Ringwallanlage aus frühkeltischer Zeit

    Schon die Kelten schätzten und nutzten die Taunushöhen und unseren Urselbach. Auf dem weithin sichtbaren Bergkegel des Altkönigs (799 m) befindet sich eine Ringwallanlage aus frühkeltischer Zeit (etwa um 400 v. Chr.) Ein doppelter Ringwall aus Steinen zieht um die Berghöhe. An den äußeren Ring schließt sich ein Vorwerk an, das weit hinab zieht und eine heute noch fließende Quelle an der Bergflanke in die Befestigung einschließt.

    Wie die Ausgrabungen A. von Cohausens in den Jahren 1882-83 zeigten, sind die heute sichtbaren Wälle zerfallene Mauern, die durch senkrechte Pfosten an den Innen- und Außenfronten sowie durch verbindende waagrechte Balken zusammen gehalten wurden. Welchem Zweck die Befestigungen dienten, ob Fluchtburg, Fürstensitz oder gar Bergheiligtum, wissen wir nicht sicher. Ausgeprägte Siedlungsschichten sind nie entdeckt worden. Die Befestigung ist daher wohl nur von wenigen Menschen dauernd bewohnt gewesen, konnte aber im Notfall auch eine größere Menschenmenge aufnehmen. Mit einem langen Bestehen der Wehrbauten ist wegen der beschränkten Lebensdauer der Holzkonstruktionen nicht zu rechnen. Neuere Funde verweisen dort aber auch auf die Anwesenheit von Menschen in der "Spätlatènezeit" und der späten "Römischen Kaiserzeit".

    Oppidum über dem Heidetränktal

    Das in östlicher Richtung benachbarte Oppidum über dem Heidetränktal dürfte die Nachfolgeanlage zum Altkönig sein. Es entstand aus zwei vermutlich primär angelegten Kernanlagen vom Charakter vorgeschichtlicher Abschnittswälle auf den gegenüber liegenden Bergkuppen "Altenhöfe" und "Goldgrube" die in einer sekundären Ausbauphase von einer Umfassungsmauer zu einer Einheit zusammen gefasst wurden. Dabei wurden Höhenunterschiede von bis zu 230 m kunstvoll überwunden und der Taleinschnitt in die Befestigung einbezogen. Die Wehrmauern umschließen in dieser Ausdehnung eine Fläche von 130 ha. Zahlreiche künstliche Terrassierungen (über 200), die zur Errichtung von Gebäuden dienten, zeugen von einer intensiven Besiedlung des Areals. Hier siedelten sicherlich mehrere tausend Menschen ständig.

    Funde

    Die Funde - Keramik, landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge, Mühlsteine, Schmuck und Münzen - dokumentieren das Alltagsleben in der keltischen Großstadt und zeigen uns die Vielfältigkeit der ausgeübten Handwerke wie Metallgewinnung und -verarbeitung, Holzbearbeitung, Landwirtschaft, Kunsthandwerk und Handel. Auf ältere Besiedlung verweisen Funde der Hallstattkultur (800-475 v. Chr) auf der "Altenhöfe" und der Urnenfelderkultur (1200-800 v. Chr.) auf der Goldgrube wo seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. unsere Kelten ansässig wurden.

    Die Ringwallanlage auf dem Altkönig und das Heidetränk-Oppidum auf den Anhöhen "Altenhöfe" und "Goldgrube" bilden ein Ensemble. Sie zeigen die Entwicklung von einem frühkeltischen Fürstensitz zu dem wirtschaftlichen und politischen Großstadtzentrum der späten Keltenzeit in der westlichen Wetterau und dem Rhein-Main-Gebiet.

  • Mittelalter

    Am 26. April des Jahres 791 wird Oberursel das erste Mal schriftlich erwähnt. An diesem Tag - beurkundet durch das Kloster Lorsch ("Lorscher Codex") - verschenkte ein Ritter namens Suicger ein Land auf dem Gebiet von "Ursella et Steorstat" an das Kloster Lorsch.

    Schon rund 90 Jahre später wird der Ort "Ursella" schon wieder erwähnt: In einer Urkunde wird bestätigt, dass Ludwig der Deutsche ein "monasterium ad ursellam" (= der Vorgängerbau der heutigen St. Ursula Kirche) dem Salvatorstift in Frankfurt am Main geschenkt habe.

    Aus den lockeren Siedlungen des frühen Mittelalters entsteht nach und nach ein Marktflecken, dem 1444 die Stadtrechte verliehen wurden. Von da an entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Gewerbeort mit dem für das Mittelalter typischen Stadtbild. Die erste Lateinschule wurde 1540 gegründet, wenige Jahrzehnte später die erste Buchdruckerei.

    Die Zerstörungen im 30jährigen Krieg und der Wiederaufbau bringen die Tatsache mit sich, dass heute die historische Altstadt überwiegend Häuser aus der Zeit nach 1650 aufweist. Nach dem Wiederaufbau fassen neue Gewerbe in der Stadt Fuß. War bis zum 30-jährigen Krieg die Wirtschaft stark geprägt von der Eisenverarbeitung und insbesondere der Tuchmacherei und dem Tuchhandel, so werden diese jetzt durch Mahl-, Loh- und Ölmühlen sowie Gerbereien ersetzt.

  • Industrialisierung

    Im 19 Jahrhundert wandelten sich die zahlreichen Mühlen am Urselbach zu Industriebetrieben: Heute informiert der historische Mühlenwanderweg über dieses bedeutende Kapitel der Stadtgeschichte.

    Die Wasserkraft des Urselbaches wird zunehmend zunächst durch Dampfkraft ersetzt. Es wird eine Baumwollspinnerei an der Hohen Mark gegründet, der andere Fabriken folgen. Bald führt die erste Eisenbahn von Frankfurt über Oberursel nach Bad Homburg, zu welcher 1899 die „Kleinbahn“ zur Hohe Mark hinzukommt.

    So beginnt auch die Geschichte der Oberurseler Motorenfabrik, heute Rolls Royce in Oberursel 1850 mit einer Mahlmühle.

  • Oberursel heute

    Den II. Weltkrieg überstand Oberursel einigermaßen unzerstört - und das hatte einen besonderen Grund: Im Norden der Stadt, auf dem Gebiet des ehem. „Reichssiedlungslehrhofs“ (dem späteren „Camp King“) wurden im „Durchgangslager Luftwaffe“ (DuLag Luft) Offiziere der Alliierten, die über der „Westfront“ abgeschossen wurden, nach kriegswichtigen Informationen verhört. Trotz der Existenz von kriegswichtiger Industrie (= Motorenfabrik) war es den Briten und Amerikaner daher zu gefährlich, bei Bombardierungen u.U. das in der Nähe gelegene Internierungslager zu treffen.

    Am 30.03.1945 ging für Oberursel (Taunus) der Krieg zu Ende: 
    Amerikanische Truppen rückten über die „Königsteiner Chaussee“ in der Stadt ein, die sich kampflos ergab (dem späteren Bürgermeister Kappus sowie dem katholischen Stadtpfarrer Josef Hartmann war es zu verdanken, dass die Stadt entgegen eines Befehls nicht gegen die US-Armee verteidigt wurde). In der Folgezeit wurde das „DuLag Luft“ zur Basis der US-Streitkräfte (seit 1946: „Camp King“, benannt nach Colonel King, der 1944 bei der Invasion in Frankreich gefallen war). Dort wurden durch amerikanische Sicherheitskräfte auch hochrangige Nazis verhört, bevor sie zum Internationalen Kriegsverbrechertribunal nach Nürnberg überstellt wurden.

    1964 konnte - im Zuge der Entspannung mit dem Nachbarn Frankreich - die erste Städtepartnerschaft ins Leben gerufen werden: Epinay-sur-Seine (ein Vorort von Paris). Dieser Partnerstadt folgten noch weitere: Ursem/Wester-Koggenland (Niederlande, 1971 mit Stierstadt), Rushmoor (Großbritannien, 1989) und Lomonossow (Russland, 2004).

    Nachdem bereits im Jahr 1929 der erste der heutigen Stadtteile Oberursels, Bommersheim, eingemeindet wurde, folgten am 01.04.1972 im Zuge der (großen) hessischen Gebietsreform die bis dahin selbstständigen Gemeinden Oberstedten, Stierstadt und Weißkirchen als Stadtteile von Oberursel (Taunus).

    Die somit über Nacht auf über 37.000 Einwohner gewachsene Stadt musste ihre (gemeindliche) Infrastruktur verbessern; dies geschah insbesondere durch: 
    1972 Beginn der Altstadtsanierung (weitgehend abgeschlossen bis 1992) 
    1976 Neubau des Rathauses und Zusammenführung der Verwaltung in einem Gebäude 
    1977 Fertigstellung des neuen Feuerwehr-Stützpunktes der FFW Oberursel-Mitte 
    1978 Einweihung der unteren Fußgängerzone („Bärenkreuzung“ bis Kumeliusstr.) 
    1984 Einweihung der Oberurseler Stadthalle 
    1985 Einweihung der oberen Fußgängerzone (bis zur „Unteren Hainstr.)

    Im Jahr 1991 konnte - mit zahlreichen Veranstaltungen - die „1200-Jahr-Feier“ der Ersterwähnung begangen werden. 1994 schloss sich hieran das Jubiläum „550 Jahre Stadtrechte“ an (dieses doch etwas „unrunde“ Jubiläum wurde relativ groß gefeiert, da die 500 Jahr-Feier [1944] bedingt durch den II. Weltkrieg ausgefallen war).

    Heutzutage präsentiert sich Oberursel (Taunus) als liebens- und lebenswerte Stadt - im „Spannungsbogen“ zwischen der Banken-Metropole Frankfurt am Main und dem Naturpark Hochtaunus: Eben als „Tor zum Taunus“ !  

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Pferdefigur aus Bronze







Erkunden


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Das Vortaunusmuseum am Marktplatz

  • Keltenrundweg

    Der Keltenrundweg über die Goldgrube begleitet Sie mit Informationstafeln durch die einstige Kelten-Großstadt, dem Heidetränk Oppidum.

    Über die Altenhöfe führt ein noch unbeschilderter Rundweg.

    Die Keltenstrasse verbindet die Zeugnisse keltischer Kultur in Hessen. Zur besseren Vermarktung soll ein gemeinsamer Verein dieser Stätten gegründet werden.

  • Ausgangspunkt, Verlauf

    Oberursel Hohemark, Wanderparkplatz

    Verlauf: 
    Rundweg, 4,3 Kilometer, teilweise steinig und mit mittleren Steigungen

    Orientierung: 
    stilisierter Kopf & 16 Informationstafeln

    Einkehrmöglichkeit: 
    Parkhotel Am Taunus 
    Hohemarkstr. 168 
    (U-Bahn Station Waldlust) 

  • Mühlenwanderweg

    Schon früh hatte der Wasserlauf, der heute als Urselbach bekannt ist, für Oberursel einen bedeutenden Stellenwert - nicht nur zur Versorgung der Einwohner. Mit ihm wurde auch die wirtschaftliche Entwicklung forciert, der Wohlstand der Bürger damit gesichert und ausgebaut. Durch die zahlreichen Mühlen am Urselbach entstanden Arbeitsplätze, das Gewerbe der Tuchmacher, der Öl- und Mahlmühlen blühte.

    Heute wird noch an zwei Stellen die Wasserkraft zur Elektrizitätsgewinnung genutzt.

    Der Mühlenwanderweg führt Sie mit vielen informativen Tafeln durch die Natur- und Industriegeschichte Oberursels. Auf dem gesamten Mühlenwanderweg leitet die Markierung „stilisiertes Mühlenrad mit Bachflohkrebs“.

    Nähere Informationen zur ökologischen und ökonomischen Bedeutung des Urselbachs in der Broschüre „Mühlenwanderweg am Urselbach“ (Schutzgebühr € 2).

  • Ausgangspunkt, Verlauf

    Oberursel Hohemark, Wanderparkplatz

    Verlauf: 
    entlang des Urselbachs durch das gesamte Stadtgebiet, 23 Schautafeln auf rund 11 km, keine Steigungen

    Endpunkt: 
    Krebsmühle, unweit der U-Bahnhaltestelle U3 Niederursel

    Führung zum Mühlenwanderweg 

Das Stadtarchiv

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Das Stadtarchiv in der Schulstraße