Stadtarchiv geht mit Archivinformationssystem Arcinsys online


Der erste Bestand des Stadtarchivs Oberursel ist ab sofort online recherchierbar. Am Freitag,
8. Dezember 2023, schaltete Bürgermeisterin Antje Runge gemeinsam mit Stadtarchivarin Sylvia Goldhammer die ca. 2.000 Akten und Amtsbücher des städtischen Archivs vor 1945 im hessischen Archivinformationssystem Arcinsys frei. Diese sind nun vollständig mit ihrer Titelverzeichnung und weiteren Metadaten sichtbar und recherchierbar.

„Viele Nutzerinnen und Nutzer, vor allem die zahlreichen Oberurseler Heimatforscherinnen und –forscher, warten schon lange auf die Möglichkeit der Online-Recherche. Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis und die historische Schriftgut- und Foto-Schatzkammer unserer Stadt. Dieser unschätzbare Wert muss für die Nachwelt erhalten und gleichzeitig öffentlich gemacht werden. Das neue Archivinformationssystem ist ein wichtiger Schritt bei der Digitalisierung der Stadt Oberursel. Gleichzeitig möchten wir mit dieser Möglichkeit neue Gruppen erreichen und  Zugangsschwellen senken“, so Bürgermeisterin Antje Runge anlässlich der Freischaltung. 

Zum Archivinformationssystem kommt man über den Link https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/start. Dann folgt die Auswahl Kommunalarchive/Stadtarchiv Oberursel. Über den Button Navigator kommt man zur Gliederung des Stadtarchivs. Archivunterlagen können noch nicht direkt aus dem Programm bestellt  werden, sondern werden wie bisher unter Angabe der Signatur an stadtarchiv@oberursel.de  geschickt. Interessierte finden den Link auch unter www.oberursel.de/de/erleben-entdecken/oberursel-erleben/stadtarchiv/

Das Archivinformationssystem Arcinsys ist eine Entwicklung des Hessischen Landesarchivs in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv. Sowohl analoges als auch digitales Archivgut kann damit verzeichnet und organisiert werden. Aktuell nutzen mehr als 75 Archive in Hessen das Programm.

Bislang erfolgte im Stadtarchiv die Recherche, durch Vermittlung des Archivpersonals, ausschließlich über Karteikarten, Repertorien und Findlisten. Die Erschließung in einem Archivinformationssystem wird das Recherchieren beschleunigen und die Rechercheergebnisse verbessern. Benutzerinnen und Benutzer können sich außerdem online einen Überblick verschaffen und die gewünschten Aktentitel für die Einsichtnahme im Lesesaal bestellen. Analoge Findmittel werden aber noch eine Weile im Gebrauch sein, denn die Umstellung kann nur sukzessive erfolgen. 

Das erste Archivverzeichnis wurde von Stadtbibliothekar August Korf zwischen 1904-1906 erstellt. Er konnte auf das älteste noch vorhandene Oberurseler Registraturverzeichnis von 1792 zurückgreifen und erfasste die noch vorhandenen und in der Zeit danach entstandenen historischen Akten in einem Verzeichnis.

 

Die Aussteinung der Oberurseler Waldwiesen betreffend… im Verzeichnis von 1792

 

… und in Arcinsys 2023

 


So grundlegend war seine Aufstellung, dass informell immer noch die Bezeichnung „Korf“ für das historische Archiv verwendet wird, obgleich der Bestand von den nachfolgenden Archivarinnen und Archivaren durch weitere Abgaben aus der Stadtverwaltung und anderen Quellen ergänzt und bearbeitet wurde – eine wahre Generationenarbeit.

Die schriftliche Oberurseler Überlieferung beginnt mit wenigen Ausnahmen erst während des Dreißigjährigen Krieges und nimmt danach deutlich zu. Alle städtischen Unterlagen aus der Zeit davor sind bei der Brandschatzung durch Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig 1622 zerstört worden. Nur circa ein  Prozent Schriftstücke, Urkunden oder Steuerregister datieren vor 1622. Hier handelt es sich in mehreren Fällen um Abschriften, Kopien oder nachträglich erworbene Archivalien, wie beispielsweise Unterlagen aus dem Pfarrarchiv von St. Ursula aus dem Jahr 1319, die als Fotokopie vorliegen. Ebenso stammt die Urkunde zur Stadtrechtsverleihung 1444 aus dem Jahr 1633. Zur Wahrung der Stadtrechte musste das verloren gegangene Privileg beim Landesherrn durch eine Abschrift ersetzt werden.

Wie groß der Verlust der mittelalterlichen und früh-frühneuzeitlichen Oberurseler Unterlagen tatsächlich war, weiß man nicht, da es keine Aufzeichnungen darüber gibt. Heute ist aber mit rund 70 laufenden Metern ein umfangreicher Altbestand vorhanden. Die Rats- und Magistratsprotokolle beispielsweise sind,  mit einer größeren Lücke zwischen 1782 bis 1848, für den Zeitraum 1659 bis 1933 vorhanden. Die Protokolle der Stadtverordnetenversammlung sind einschließlich des Bürgerausschusses, einem Vorgängergremium, von 1787 bis 1933 vorhanden. Auch hier ist eine Lücke zwischen 1912 bis 1927 zu verzeichnen. Die älteren Protokolle des Bürgerausschusses finden sich in den Ratsprotokollen.

Der Bestand enthält auch aussagekräftige Unterlagen zur Oberurseler Wirtschaftsgeschichte. Beispielsweise kann auf ein fast geschlossenes Gewerbekataster von 1810 bis 1866 zurückgegriffen werden. Alle steuerpflichtigen Gewerbe und Bürger sind darin eingetragen, auch die für Oberursels industrielle Entwicklung maßgeblichen zahlreichen Mühlen und Fabrikbetriebe, die sich am Urselbach ansiedelten.

 

Oberurseler Industriegeschichte - Die Mühlenakte Heinrich Schuckardt 1851-1853


und


                                              

Mit Arcinsys wird auch das Desiderat einer fehlenden Beständeübersicht geschlossen werden. Die vorhandenen Bestände sind namentlich bereits angelegt. Inhaltliche Beschreibungen werden nach und nach eingearbeitet.

„Wir gehen davon aus, dass sich unsere Benutzerinnen und Benutzer schnell umstellen werden. Vielen ist das Programm bereits durch andere Archive gut bekannt. Wir haben noch nicht alle Module im Einsatz, so zum Beispiel die Benutzerverwaltung, aber das ist eine Frage der Zeit. Jetzt geht es darum, dass wir den Einstieg geschafft haben. Ab dem kommenden Jahr werden weitere Bestände eingearbeitet“, so Stadtarchivarin Sylvia Goldhammer.

Rückfragen können gerne an das Stadtarchiv gerichtet werden, entweder per E-Mail an stadtarchiv@oberursel.de oder Tel. 06171/502-190.

 

Antje Runge

Bürgermeisterin


Das Foto zeigt Bürgermeisterin Antje Runge (sitzend) und Stadtarchivarin Sylvia Goldhammer bei der Freischaltung.