Handlungsleitfaden „Handzeichen bei Häuslicher Gewalt“ 

Wer das Handzeichen beobachtet, soll nicht in jedem Fall sofort die Polizei benachrichtigen. Meist ist es nützlich, in einem sicheren Umfeld mit der hilfesuchenden Person zu kommunizieren. Dabei sind folgende Aspekte zu beachten:

  1. Kurze, geschlossene Fragen stellen, die leicht mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sind und nicht in Erklärungsnot bringen:
  • Brauchen Sie / brauchst du Hilfe?
  • Ist die Person, von der Sie sich bedroht fühlen anwesend?
  • Soll ich die Polizei verständigen?


  1. Darauffolgende Fragen können sein:
  • Willst du, dass ich den Notruf für dich wähle?
  • Soll ich eine Schutzstelle oder Fachstelle in deinem Namen kontaktieren?
  • Soll ich dir Hilfsangebote oder Organisationen raussuchen, die dich zurückrufen?


  1. Sie können die Person auch privat kontaktieren? Nutzen Sie SMS, WhatsApp, Email, Telegram etc.


Achtung! Es kann sein, dass auch das Handy kontrolliert wird! Deshalb nutze keine Sprachnachrichten und starte die Konversation mit unauffälligen Fragen wie z.B.: 

  • Wie geht es dir?


Weitere Fragen können sein:

  • Können wir uns treffen?
  • Wie kann ich dir helfen?
  • Sollen wir regelmäßig in Kontakt bleiben?


Beratung kann Entlastung bringen und wichtige Informationen liefern. Sowohl Betroffene als auch Helfende können sich an Unterstützungsangebote wenden. 

Unterstützung

In Oberursel finden Sie Unterstützung und Angebote von:

Frauen helfen Frauen Hochtaunuskreis e.V.:

Tel. Beratungsstelle: 06171/51768

Email: beratungsstelle@frauenhaus-oberursel.de

Homepage: www.frauenhaus-oberursel.de

FRABERA Onlineberatung: www.frauenhaus-oberursel.de


Frauenhaus Frauen helfen Frauen Hochtaunuskreis e.V.:

Tel.: 06171/51600

Email: fh@frauenhaus-oberursel.de


Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberursel:

Tel.: 06171/502369 oder 06171/502347

Email: frauenbuero@oberursel.de


Im Hochtaunuskreis finden Sie Unterstützung und Angebote von:

Männerarbeit / Täterberatung der Diakonie Bad Homburg:

Tel.: 06172/597660

Homepage: www.diakonie-htk.de


Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung für alle ab 14 Jahren:

www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de


Bundesweite Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen:

08000/116016 

www.hilfetelefon.de

Handreichung „Häusliche Gewalt – Handzeichen bei häuslicher Gewalt“  

Was verstehen wir unter „Häuslicher Gewalt“?

Häusliche Gewalt ist Gewalt in engen sozialen Beziehungen zwischen (Ex-)Partnern oder Partnerinnen. Sie kann innerhalb oder außerhalb der Wohnung, am Arbeitsplatz, im Vereinsleben oder auch online geschehen. Häusliche Gewalt gibt es in allen sozialen Schichten, Altersgruppen. Kulturkreisen oder Lebensformen. 

Körperliche Gewalt ist dabei nur eine Facette eines komplexen Verhaltensmusters, das umfassend auf Macht und Kontrolle zielt. Betroffene sind häufig auch psychischer Gewalt wie Demütigungen, Drohungen, Einschüchterungen, sozialer Isolation oder wirtschaftlichem Druck durch den Täter oder die Täterin ausgesetzt.

Laut der Statistik des Bundeskriminalamtes „Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung“ wurden im Jahr 2021 rund 143.504 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Die Dunkelziffer wird höher geschätzt. 

In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt; etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner. Aber auch Männer werden Opfer häuslicher Gewalt und werden in der Statistik des BKAs gelistet. 

Kinder und Jugendliche, die mit häuslicher Gewalt aufwachsen sind erheblichen Belastungen ausgesetzt. Bereits das Miterleben von Gewalt zwischen nahen Bezugspersonen stellt eine Form häuslicher Gewalt gegen Kinder und Jugendliche dar.

Häusliche Gewalt findet nicht nur in heteronormativen Beziehungen statt. Statistiken zeigen, dass Personen, die in einer homosexuellen Beziehung leben, genauso häufig, wenn nicht sogar häufiger von häuslicher Gewalt betroffen sind. Bisexuelle oder trans*Personen werden von der Studie nicht erfasst.


Das Handzeichen als Hilferuf bei häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt nahm während des ersten Covid-19 bedingten Lockdowns im Jahr 2020 signifikant zu. Viele Menschen waren in ihrem Zuhause isoliert. Schule, Studium, Beruf und Sozialleben fand zu großen Teilen digital statt. Die Sorge, dass sich häusliche Gewalt verschlimmert und die Betroffenen einen erschwerten Zugang zum Hilfssystem haben, stieg. 

Die Canadian Women Foundation hat deshalb ein nonverbales Handzeichen #signalforhelp entwickelt, mit dem Betroffene Frauen unauffällig auf sich aufmerksam machen können. Da viele Veranstaltungen online stattfanden und auch immer noch finden, ist das Handzeichen eine gute Variante, um vor der Kamera ohne Worte auf sich aufmerksam zu machen. 

Um häuslicher Gewalt entgegenzuwirken, fordern wir alle Betroffenen, unabhängig von ihrem Geschlecht dazu auf, das Handzeichen zu verwenden, um auf sich aufmerksam zu machen! 


So funktioniert das Handzeichen:

Handfläche hochhalten, den Daumen nach innen knicken und schließlich mit den anderen vier Fingern umfassen.



Bei Fragen wenden Sie sich gerne jederzeit an die Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsstelle der Stadt Oberursel:

Daria Pilka

Externe Gleichstellungsbeauftragte und Antidiskriminierungsbeauftragte

Tel.: 06171/502369

Email: daria.pilka@oberursel.de

frauenbuero@oberursel.de